
The blinded angel
Wir können unglaublich kreativ sein, wenn es darum geht uns vor der Arbeit zu drücken. Das fängt schon beim Zimmer aufräumen als Kind an. Erinnerst du dich? Oder fandest du das gut? Also ich nicht. Möglicherweise kam das erst, nachdem meine Mutter das komplette Spielzeug von mir und meiner Schwester vom Boden aufgesammelt und aus dem Fenster geworfen hatte. Erdgeschoss. Es ging nichts kaputt, keine Sorge. Aber das komplette Sortiment lag hübsch auf dem Rasen verteilt. Ich war so unglaublich sauer und wütend – Wahnsinn. Mama vermutlich auch. Glaub sie hatte uns auch angezählt… Aber – Obacht! Ich schweife ab. Geht schon los.
Wir eignen uns im Laufe unseres Lebens verschiedene Vermeidungsstrategien an und lernen, womit wir durchkommen und womit nicht.
Bei der inneren Arbeit ist es ganz genauso. Sich die eigenen Defizite und Mangelprogramme anzuschauen ist nicht lustig und es kann eine Weile dauern… bis man bereit ist einzusteigen und laut “okay, I’m all in!” zu rufen. Hängt sicher davon ab, wieviel Dreck man am Stecken hat.
Hier sind ein paar meiner Vermeidungsstrategien, um nicht nach Innen zu gehen. Vielleicht kennst du das ja auch. Lies gerne weiter, wenn du magst.
Danni’s Fail Compilation (Part 1)
Positive vibes only. Ein spiritueller Glaubenssatz, dem ich lange gefolgt war und der meiner Meinung und Erfahrung nach zu nichts Gutem führt. Ich habe mich nur für positive Energie, Gefühle, Gedanken und Schwingungen interessiert. Alles Negative hingegen, jegliche negativen Erfahrung, Menschen oder Situationen, die mir in keiner Weise gut taten, habe ich ausgeblendet und schlichtweg abgelehnt. Damit wollte ich mich nicht befassen und ich wollte es nicht in meinem Leben haben. Zusätzlich habe ich mich bemüht, in Allem und Jedem ein Geschenk zu sehen. Auf diese Art und Weise hatte ich auch kein Interesse, mir meine eigene Schattenseite anzusehen – warum auch. So konnte ich es mir schön machen bzw. schön reden. Sicher eine der Strategien, die dafür gesorgt hat, dass ich viele gute Erfahrungen mit toxischen Verbindungen gemacht habe. Gute… gell… 😉
Ja, ich weiß. Der Klugscheisser-Modus. Eine weitere Strategie, die ziemlich gut funktioniert, ist, ES einfach zu wissen. Ich mochte den kurzen Weg und hab immer wieder versucht, Schritte zu überspringen und direkt ins nächste Level zu kommen. Am Deutlichsten sehen kann ich das beim Sport, wenn es darum ging, eine bestimmte Übung oder gleich ganze Sportart zu erlernen. Aber ich kann es auf alle meine Lebensbereiche transferieren. Mein Fundament war ganz schön wackelig. Der wichtige Teil der Strategie ist ganz einfach: wenn ich es schon weiß, dann muss ich es nicht mehr lernen, nicht transformieren und muss auch nicht hinsehen und nochmal ins Gefühl rein. Außerdem ist es ein wunderbares Gefühl schon am Ziel zu sein. Geschafft!!!
The good girl. Darin ist ein essentieller Glaubenssatz meiner Kindheit zu finden, sowie einige Mangelprogramme – absolut. Zusätzlich noch eine Strategie, die ich mir erarbeitet hatte. Wenn ich “gut” bin, alles für andere tue, mich um die Harmonie und Frieden kümmere, keinen Mangel (bei anderen) aufkommen lasse, immer da und angepasst bin, dann gibt es auch relativ wenig Schattenthemen in mir. Logisch, oder? Und narzisstisch sowie ein Garant für eine gute Portion Karma. Ich schätze, dass ich mir mit dieser Strategie die meisten Schwierigkeiten zugezogen habe.
Don’t stop. Machen, machen, machen. Wenn ich etwas besonders ausgeprägt integriert habe, dann sind es die Umsetzungs- und Handlungsstärke. Jetzt denkst du dir vielleicht, was daran die Vermeidungsstrategie ist? Mir fehlte vollständig der Blick für meine Gefühle. Wenn ich ständig nur handle, tue und mache, dann schaffe ich zwar auch viel, aber ich fühle nicht. Und das wollte ich auch nicht. Denn dann hätte ich all die Mangelgefühle, Defizite und tiefen Verletzungen spüren bzw. noch schlimmer – mich damit auseinander setzen – müssen und das wollte ich um jeden Preis vermeiden. Meine Defizite lagen fast vollständig im privaten Beziehungsbereich – dadurch hat bei mir die Workaholic Variante ziemlich gut funktioniert. Ich habe alles auf die Arbeit gelenkt und dort umgesetzt. Und wenn es nicht die Arbeit war, dann der Sport / Vereine usw. Das hat sehr, sehr viele Jahre ziemlich gut funktioniert.
Was, ich? Nein, das war ich nicht! Eine so simple Strategie, dass es fast schon stumpf anmutet und ganz gut an die anderen anschließt. Absolute Vermeidung in der reinsten Form. Ich war es einfach nicht. Punkt. War ich nicht, hab ich nicht, das stimmt nicht. Auch hier stecken so viele Glaubenssätze aus der Kindheit drin, dass ich darüber einen Roman schreiben könnte. Aber der springende Punkt ist: ich habe es wirklich geglaubt. Dass ich es nicht so gemeint hatte, nicht so gefühlt hatte, dass ich falsch verstanden wurde. Dabei war das Gefühl jedes Mal: ich verstehe die Welt nicht mehr, warum versteht man mich immer so falsch? Die anderen… haben mich ja nicht verstanden. Ich wusste genau, was ich fühle, was ich ausdrücken wollte, wie es zu verstehen sein sollte. Aber es war teilweise nur eingeredet, nicht wirklich gefühlt. Verstand und Gefühl sind etwas völlig unterschiedliches und Gefühle sollten nicht verstanden sondern gefühlt werden. Es war einfach völlig verdreht in mir. Und diese Strategie – hat auch sehr, sehr lange einwandfrei funktioniert und dafür gesorgt, dass ich bei mir nicht so wirklich nachschauen musste. War ja alles gut in mir.
Ihr Lieben, das war es erstmal für heute mit den Vermeidungsstrategien 🙂 Wie ihr sehen könnt, wird es noch einen zweiten Teil geben.
Ich hoffe sehr, dass ihr das ein oder andere für euch mitnehmen konntet. Eine Erkenntnis, einen Aha-Moment. Auch ein Schmunzeln hier und da ist völlig in Ordnung 😉
Und wenn ihr Fragen habt oder über eure Themen sprechen wollt – dann kontaktiert mich gerne. Ich freue mich!
Alles Liebe,
Daniela